Heimat

3 Lärmstöppsel

A wie Alarm, B wie Butt etc., C wie Casting

Alarm – A wie Alarm

Sagen Sie A! Sagen Sie Lärm! Sagen Sie Arm! Im groszen Wort Alarm steckt Lärm und steckt ein Waffenarsenal, engl. Arms.

Ja: das ist des Wortes Lösung und der Lösung Rätsel: LÄRM kommt von Alarm und ist somit ein altes Fremdwort. Der Ruf lautete: All’Arme – deutsch: zu den Waffen. Das wird gebrüllt, geschrien, geknattert, gepoltert … ich erspar es hier mir und Dir.

Der Alarm meint: Lauf los, bewaffne Dich!

Doch die Lösung ist das Problem.

Das weisz, wer im Bett liegt und eine Harley aufheulen hört, unten auf der Strasze und zugleich direkt neben mir, Dir, ihr.

Das weisz, wer sich aus irgendeinem Grunde konzentrieren möchte, ja, genau jetzt, warum auch nicht, und Männer mit Laubbläser den Boden traktieren, weil ihr Feind ein Blatt, nein, viele Blätter sind. Sie müssen sie vertreiben, nachher kommt ein groszes Auto mit groszem Saugschlauch, das wird sie fortschaffen.

Das weisz, wer in einem Anflugschneise wohnt und sich nicht an die städtisch festgesetzten Schlafzeiten hält, die den Nachtflugverbotszeiten und ihren technisch nötigen Erweiterungen entsprechen: Das Nachtflugverbot gilt von 23 Uhr bis 6 Uhr und wurde in Hamburg von Januar bis August 2023 bereits 568 mal wg. Verspätungen auf 24 Uhr verschoben.

Das weisz, wer gerade ein Gespräch führt, in das eine Alarmanlage hineinschrillt, das kann Minuten dauern, wer weisz wo, wer weisz warum, der Ton duldet nichts neben sich, der Ton will Kaiser-König-Edelmann sein.

Das weisz, wer an einer vielbefahrenen Strasze wohnt. Wer in einem Viertel wohnt, in dem Menschen feiern und sich frei fühlen und die Gastwirtschaft fördern. Oder den Kiosk. Oder den Supermarkt.

Hören Sie diesen Kollateral-Trost-Spott: Dann müssen Sie eben nicht in die Stadt ziehen oder in dieses beliebte Viertel, der Krach war ja vor ihnen da, und überhaupt: Gibt es etwa nur noch Sensibelchen? Wollen wir etwa zurück ins Mittelalter? Und Hufgetrappel war auch laut. Und-und-und.

Hier hilft die Einsicht, dasz die Städterin des 21. Jahrhunderts kein Recht auf Nachtruhe und auf Gesundheit hat, beim Abwägen der wichtigsten Werte verlor sie. Fortschritt hat laut zu sein. In diesem Denken gefangen war auch der Priester und Astrophysiker Lemaitre, der den BIG BANG erfand, also die Theorie formulierte, das Universum sei mit einem „Urknall“ entstanden.

Lärm löst im Körper eine Streszreaktion aus, die zur Ausschüttung von Stresz-hormonen (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) führt, was wiederum zu einem Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck führt was zur Bildung von Atherosklerose führen kann. Schlafstörungen aufgrund von Lärm betreffen in Europa etwa 6 ½ Millionen Menschen. Koronare Herzerkrankungen und Vorhofflimmern sind das physische Echo auf Lärm. Das Herz gerät aus dem Takt. Nachweislich steigt das Risiko, an Diabetes, Demenz und Depression zu erkranken.

Von Anfang an fehlte es an Waffen, präzis: an Offensivwaffen.

Die Einwohner von Jericho, deren Mauern durch Posaunenterror fielen, hatten keine 180 Watt-Anlage für Highway to hell zur Hand. Alle eben genannten Opfer können Beruhigungsmittel oder Ohropax nehmen – aber eben nicht Angreifen. Zuschlagen. Rächen. Zerstören.

Laut Untersuchungen der Europäischen Umweltagentur sterben jedes Jahr in Europa etwa 12.000 Menschen vorzeitig – an den Folgen von Lärm. Die für Deutschland angesetzten Todesfälle variieren zwischen 2.000 und 3.600 pro Jahr. Wieviel verlorene Lebensjahre mögen das sein? Es ist errechen- aber nicht vorstellbar. Und genauso wenig ertragbar wie die Zahl von sieben Menschen, die jeden Tag auf Straszen in Deutschland ihr Leben lassen müssen. (2022 starben 2.788 im Verkehr. Fast 300.000 wurden verletzt.)

Altbewährt ist die Lärm-Tortur: in der Antike soll die Trommel als Folter- und Exekutions-Instrument eingesetzt worden sein. Im christlichen Mittelalter wurden Menschen durch das Festschnallen an Kirchenglocken ermordet. Es ging sicher schneller. Der Tod durch Schall tritt nicht durch den Gehörgang ein, vielmehr platzen ab etwa 200 Dezibel durch den Druck die Lungenbläschen.

Das Zünden von Träger-Raketen für Weltraum-Missionen erreicht in etwa diesen Wert.

Die Einheit ist BEL – benamst nach Alexander Graham Bell, dem Fernsprech-Erfinder – „dezi“ meint also den zehnten Teil dieser Maszeinheit.

Es ist eine sog. Hilfsmaszeinheit, „zur Kennzeichnung des dekadischen Logarithmus des Verhältnisses zweier Größen der gleichen Art bei Pegeln und Maßen. Diese werden in der Elektrotechnik und der Akustik angewandt.“ Das weisz Wikipedia und damit müssen wir es hier bewenden lassen. Es hängt also vom Kontext ab.

(Frage: Was ist der dekadische Logarithmus?)

Ein Motorrad „darf“ bis 94 Dezibel laut sein – sie schaffen zur Freude ihrer Besitzer oft mehr. Laubbläser sind bis zu 115 Dezibel laut. Ein PKW mit 50 km/h erreicht bereits einen Wert von 70 Dezibel. Ein vorbeifahrender LKW produziert in 5 Metern Entfernung 80 bis 85 Dezibel. Er wird subjektiv aber als etwa doppelt so laut empfunden. Unerträglich und fast an der Schmerzgrenze ist ein Flugzeug in etwa 50 Metern Entfernung – das löst 120 Dezibel aus.

UND: wie wir unter Schall leiden hängt ab von der Frequenz, die wird in Hertz gemessen. Gleich laute Töne unterschiedlicher Frequenz empfinden wir als unterschiedlich laut. Diese Binsenweisheit flieszt nicht ein in die polizeilichen Messungen an Straszen und Konzerten.

Wir folgern: das Wahrnehmen von Zusammenhängen ist eine schwierige Übung. Übertroffen nur noch vom Ziehen von Konsequenzen. Wenn in unserem automobilen Verkehr, bleiben wir mal stehen bei dieser Lärmquelle, die Kosten wirklich berücksichtigt würden, wenn, wie die Mobilitäts-Forscherin Philine Gaffron es nennt „Kostenwahrheit“ existierte: die Einführung von Tempo 30 in allen Städten wäre die erste und leichteste Übung.

B wie Butt, Barsch und Barbe

oder: von der Sprache der Fische

Herzlich willkommen zur 300. Folge unseres Live-Podcasts „Welt der Wunder“. Ich darf Ihnen unseren heutigen Studiogast vorstellen: die Ohrenqualle, Aurelia Aurita. Ihr Gattungsname ist Aurelia. Ihre Familie ist die der Ulmarieden.

Vor der Sendung haben wir ein längeres Gespräch führen können. Aus Termingründen zeichneten wir es auf. Ich werde Aurelia Aurita, eine weltweit vorkommende Spezies zunächst vorstellen.

Und nach der Musik werden wir von Aurelia Aurita hören, wie es sich anhört, als ruhige Meeresbewohnerin von schwatzenden Fischen umgeben zu sein.

Mod: Wie darf ich Sie nennen? Rita oder lieber Aurelia?

AA: Ich werde gern Ohrenqualle genannt. Schauen Sie auf die Zeichnungen auf meinem Schirm, dann verstehen Sie, warum.

Mod: Ich verstehe. Erstaunlicherweise ist über Sie und Ihresgleichen, pardon, über Quallen überhaupt, ja wenig bekannt.

Aurelia Aurita: Sagen Sie das nicht: vor einigen Jahren schafften wir es bis in die Tageschau. Natürlich nur, so funktionieren ja die Medien, weil wir extrem unangenehm wurden, weil wir die Ostseeurlauber ärgerten, hihi.

Mod: Falls Sie keine KüstenliebhaberInnen sind und sowieso keine Tages-schau mehr gucken: vor zwei Jahren war es besonders arg: Explosionsartig hatten sich verschiedene Quallenarten an Nord- und Ostsee vermehrt. Das liegt an der Erwärmung der Ozeane, das gefällt den Quallen. Die Ostsee hat sich in den letzten 20 Jahren um fast 1 ½ Grad erwärmt. Regelrecht gefürchtet ist die Feuerqualle (Cyanea capillata) weil das Gift ihrer Nesselzellen brennende Quaddeln verursachen. Und unsere Gesprächspartnerin gilt lediglich als – ja

AA: die Menschen finden UNS eklig! Uns Ohrenquallen, Wesen von vollendeter Schönheit…

Mod.: Da haben Sie recht. Sie und ihre Schwestern sind der Star jedes groszen Salzwasser-Aquariums….

AA: Da stehen die Menschen und atmen mit uns und ihr Puls verlangsamt sich und sie fassen sich bei den Tentakeln. Wir sind dann soetwas wie eine Lärmwindel – achja, wuszten Sie, dasz wir Quallen Mikroplastik einsammeln?

Mod.: Ja, schon. Ich habe mich ja auch ein wenig auf unser Gespräch vorbereitet und möchte unseren Hörerinnen drei wenig bekannte Fakten nahebringen:

Quallen existieren seit rund 670 Millionen Jahren – somit sind sie älter als unsere Kontinente. Bevor die NaturforscherInnen das Schwimmen lernten, hielten sie gefangene Quallen – Gallertklumpen – für primitiv und uninteressant.

Manche leuchten. Verlieren Quallen Fangarme, wachsen sie nach. Das hat schon etwas von Unsterblichkeit …

AA: Verzeihung, das habe ich nicht verstanden. Wir Quallen haben ein Nervensystem, wir haben Sinnesorgane, aber kein Gehirn. Wir kommen sehr gut ohne klar. Wir bestehen zu 99 Prozent aus Wasser. Wir vermehren uns ein- und zweigeschlechtlich – und zwar abwechselnd.

Mod.: Dafür haben wir den Begriff – können wir das bitte einblenden? – „Medusengeneration“ und „Polypengeneration“. MUSIK?

AA: Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mich eingeladen, damit ich bezeuge, was die Fische, ich habe mir notiert: der Bootsmannfisch, der Piranha, Kugelfisch und Umberfisch an Lauten von sich geben. Schlieszlich bin ich ja die Ohrenqualle.

Mod.: Und wie verhält es sich mit dem verzauberten Butt, war das der erste sprechende Fisch?

AA: Da war einmal ein Fischer und es ist gut möglich, dasz damit alles begann. Zugleich aber hörte es auf. Danach verstanden sie einander nicht mehr. Der arme Fischer holte einmal einen groszen Butt aus den Fluten. Und der guckte ihn an mit seinen Fischaugen und sprach in pommerschem Platt: „Ick bidd di, dat du mi lewen lettst, ick bin keen rechte Butt, ick bin een verwünscht‘ Prins, sett mi wedder in dat Water und laat mi swemmen.“ Worauf der Fischer antwortete: „Nu, du bruukst nich so veele Woord‘ to maken; eenen Butt, de spreken kan, hadd ick doch woll swemmen laten.“ So geschah es. Und ein Streifen Blut verlor sich im Wasser. Meines Erachtens das letzte Mal, dasz ein Fisch eine Fremdsprache spricht.

Mod.: Und ich möchte betonen: die Worte des Butts hallen noch heute nach. Seine letzten, die er an den Fischer und sin Frau richtet.

Wie ging es weiter, inzwischen schwimmen die Meeresbiologinnen mit Meeresmikrophonen in allen Ozeanen herum und belauschen die Fische …

AA: Seit kurzer Zeit. Die Geräuschforschung bei Fischen ist jung. Welche Menschen interessieren sich schon für Fische über die Tatsache hinaus, dasz sie sie tot und gebraten und möglichst ohne Kopf und Flossen auf dem Teller haben wollen? Merken Sie sich: Bis zu zwei Drittel aller Fischarten können mit Lauten kommunizieren.

Mod.: Wie machen sie das?

AA: mit anderen Körperteilen als Sie Säugetier, soviel steht fest, schwimmt sicher, wollte ich sagen. Da wird vor allem mit der Schwimmblase vibriert. Und Knochen werden aneinander gerieben. HÖREN tun Fische mit dem gesamten Körper. Das ist richtig laut im Wasser – auch wenn Menschen keine Schiffe schwimmen lassen. (Ein anderes Ärgernis.) In einem gesunden Riff etwa ist es richtig laut. In zerstörten Riffen – z.B. weil die Fischer dort mit Dynamit fischen wie in Indonesien – ist es still. Ganz schön laut ist der nördliche Bootsmannfisch (Porichthys notatus). Das ähnelt einem Motorboot. Der Kugelfisch klingt wie ein gurgelnder Mensch. Dem Umberfisch ist seine laute Stimme zum Verhängnis geworden – es gibt ihn kaum noch. Die männliche Umberfische formierten sich zu Chören, den Weibchen zur Freude. Sie erreichen 177 Dezibel. Wobei das nicht so laut ist wie an Land, da müssen Sie gut und gerne 60 Dezibel abziehen. Schall breitet sich aber schneller aus. Aber immerhin.

Mod: Und wie geht es Ihnen damit?

AA: Weit schlimmer ist ja der Menschen-gemachte Lärm, besonders der mit den tiefen Frequenzen. Aber das war ja nicht Ihre Frage. Zum Abschlusz die Klangkünstler und Wasser-Müllwerker Piranha. Sie produzieren drei verschiedene Laute: Um andere Fische zu vertreiben, bellen sie. Wenn sie um Futter kämpfen, klopfen sie. Und beim Zuschnappen quaken sie. Die Balzlaute sind bisher noch nicht richtig erforscht. Denn in Gefangenschaft pflanzen sie sich nicht fort.

Mod: Vielen Dank für das Gespräch.

Casting für das grosze Ohr

Vor dem Fernsehstudio hatten sich etwa hundert überwiegend jüngere Leute versammelt. Alle hatten ihre rechten Ohren freigemacht. Einige kannten die Vorschrift noch von den Paszbildautomaten. Es tritt eine Person im schwarzen Overall und mit Kräusel-Kabel im Ohr vor die wartende Menge: In wenigen Minuten beginnt unser Ohrmuschel-Casting für unsere neue Show, der Titel wird noch nicht verraten. Ich darf Sie daran erinnern, dasz wir keine gepircten, getunnelten oder sonstwie plastisch oder oberflächlich veränderten Ohrmuscheln nutzen können. Sogleich erhebt sich Protest: Frechheit, von-wegen-Erinnerung, ich hätte mir den Weg sparen können, das haben Sie so nicht kommuniziert, und wie spieszig ist das denn … Die schwarze Erscheinung entschwand. Die Gruppe reduzierte sich auf etwa 50 starr vor sich hinblickende Individuen, nun bekamen sie von einer anderen schwarzen Gestalt verschiedenfarbige Klebepunkte mit Ziffern darauf. Über einige Gesichter flog kurz ein Lächeln. Kurz darauf wurden den ersten, die allesamt über sehr grosze und weit ausladende Ohren verfügten, erklärt: Nein, das machen wir nicht mit 3-D-Druckern. Die Vermessung erfolgt selbstverständlich digital – aber das Abformen machen unsere BildhauerInnen. Sonst ist kein Leben in den Ohren, Sie verstehen? Sie verstanden.

Gleichzeitig mit der Abformung und Nachschöpfung der Auricula (also der Ohrmuschel) in Silikon, wird in den weiteren Werkstätten an den inneren Ohrteilen gearbeitet. Die Lieferungen von Hartgummi, für das Innere des begehbaren Ohres sollten es biogene Kunststoffe sein, waren gerade noch pünktlich eingetroffen.

Das Mittelohr wie das Innenohr wurden so geräumig gestaltet, dasz das ganze Darstellerteam wie auch Kamera- und Tontechnik bequem in ihnen agieren können. Schauen wir den Arbeitenden zu: hier waren alle in blaue Overalls gekleidet und gut gelaunt. Das Mittelohr öffnete sich. Es bestand vor allem aus der Paukenhöhle, der Cavum Tympani. Das Trommelfell, die Membrana Tympanica sollte aus Weichkautschuk geformt werden, opak sollte die Haut sein, wichtig war die Schrägstellung im äuszeren Gehörgang. Hier wartete die Vorarbeiterin auf dem Gerüst auf die Gradangabe. (Bild vom Trommelfell-Nabel)

Davon unbeeindruckt wurden letzte Schleifungen an den drei Gehörknöchelchen vorgenommen. Den Arbeiterinnen, sämtlich diplomierte Akustikerinnen mit diversen Zusatzausbildungen, stand der Schweisz auf der Stirn.

Bei einer Pause, in der sie sich an den mitgebrachten Getränke erfrischten, meinten alle, einen historischen Augenblick und sei es, der Filmgeschichte zu spüren: Wer hatte je einen Gehörgang betreten, wer hatte gestanden vor Tympanon, Cavitas, Ossicula tympani, vor Tuba auditiva und Cochlea.

Aus Sicherheitsgründen liesz man die Auskleidung mit isoprismatischem Schleimhaut-Epithel fort.

Es ging also weiter zur Tuba Auditiva. Der wichtigste Inhalt der Halle waren die drei Gehörknöchelchen (Ossicula Auditoria): der Hammer = Malleus, der Ambosz = Incus, der Steigbügel = Stapes. Die Überschreitung der berechneten Arbeitszeit schien keine gröszeren Probleme zu verursachen.

Hier findet eine 22fache Verstärkung des Schalls statt. Zwei Prinzipien wirken hier: zum einen die Hebelwirkung. Zum anderen wird die Amplitude verstärkt, weil der Schall von einer groszen schwingenden Fläche, dem Trommelfell auf eine kleine schwingende Fläche – dem ovalen Fenster (Fenestra Vestibuli) – übertragen wird.

Hier nun geschieht ein Medienwechsel. TaucherInnen machten sich bereit.

Die Schallwellen müssen jetzt möglichst verlustarm vom gasförmigen Medium des äuszeren Gehörgangs auf das flüssige Medium PERILYMPHE im Innenohr übertragen werden. Noch war das Innenohr, die Schnecke (Cochlea) sowie das Vestibularorgan mit seinen Bogengängen nicht geflutet.

Das labyrinthische Gangsystem des Innenohrs diente zwei unterschiedlichen Funktionen – realitätsfern aber didaktisch sinnvoll wurde hier rot und blau lasiert. Zwei unterschiedliche klare Flüssigkeiten schwappten in den Organen. Auf eine differenzierende Kennzeichnung wurde hier verzichtet. Die Endolymphe und die Perilymphe dienten der Hörwahrnehmung. Und der Wahrnehmung der Lage und der Beschleunigung der Ohr-Besitzenden.

In ihnen saszen, wie winzige Wimpern, Tausende von Haarzellen. Sie dockten an Nervenzellen an. Dieser Innenohr-Abschnitt war noch nicht beackert. Erregte Diskussionen im Schneckengang: wie soll das denn gehen, ich kann es mir nicht vorstellen, wie Grasbüschel oder eher wie Barthaare? Wie soll denn das Trägermaterial sein? Das musz alles nochmal überdacht werden.

Wenn es irgendwann, vermutlich am Tag der ersten Sendung fertig sein sollte, das Corti Organ, jetzt hingen noch überall Strippen heraus, die Nerven, die borstigen Haarzellen lagen noch als Büschel herum, wenn es fertig sein wird, wird hier der Begriff der TONOTOPIE erklingen.

Topos ist doch der Ort. Jeder Ton wohnt an einem Ort. Die tiefen wohnen ganz hinten in der Schnecke. Alle Töne müssen am Eingang vorbei an den hohen Tönen. Das nutzt die Haarzellen vorne am ehesten ab. Schwerhörigkeit im Alter betrifft die hohen Frequenzen.

„Das ist wie bei einer Fußmatte am Eingang des Hauses“ – so sprach ein
Professor für Gehörkunde und Phoneatrie. „Die Fuszmatte nutzt als erstes ab, weil alle dort ihre Füsze abstreifen.“ Häszliche Kahle Leerstellen sind die Folgen. So, jetzt können Sie sich das hoffentlich alle ein wenig besser vorstellen. Aber das wird in diesem Muster-Ohr nicht der Fall sein.